Um halb sieben werde ich plötzlich wach, ich hatte keinen Wecker gestellt und die Sonne weckt mich. Obwohl wir nur elf Pilger in der Herberge sind, habe ich natürlich das Glück einen Schnarchkönig neben mir liegen zu haben. Schnell laufe ich zum Frühstück und bin sehr positiv überrascht, als ich ein veganes Müsli mit Hafermilch, frischem Obst und Schokolade auffinde.
Nach dieser Stärkung kann es für mich losgehen, die ersten Kilometer zeigt sich ein steiler Berg, das ist das erste mal, dass ich schon morgens erschöpft bin. Trotz der Sonne genieße ich den angenehmen Wind – wie er mich wohlig abkühlt.
Ich liebe die ersten stunden des Tages alleine zu laufen, manchmal mit Musik.. meine Gedanken zu ordnen, die Natur wahrzunehmen, Musik mitsingen teilweise zu tanzen. Die Kühe gucken mich an, als wäre ich ein außerirdischer, der ihnen das gras wegfressen will.
Die ersten acht Kilometer schlendere ich vor mir hin.. mir sind visionen gekommen, ich habe geträumt und EINFACH GEL(i)EBT.
Ich glaube: Psychotherapeuten könnten einpacken, wenn alle Menschen sich auf so eine Art des Reisens einlassen würden: FUNFACT: in China können Ärzte wandern verschreiben – ich bin sowieso ein großer Fan von TCM (traditioneller chinesischer Medizin) nimmt auch in Deutschland immer mehr zu.
Kurz vor einem Ort Namens Cicera steht ein großer weißer Hütehund vor mir, er bellt und will mich offensichtlich davon abhalten durch das Tor zu gehen. Ich ziehe mich zurück, hier gibt es keine Maulkorbpflicht geschweige denn eine Leinenpflicht. Ich warte zehn Minuten an einem entfernten Punkt… als ich es wieder versuche den Weg zu folgen ist der Hund weg. ZUM GLÜCK.
In einer Bar machen wir eine Stunde Pause, jeder sucht sich einen Platz in der Sonne und relaxed. Ich genieße eine kalte Cola und einen heißen Kaffee mit Bergblick.
Nach der Erholung erwartet uns der Höchste Punkt des Lebaniegos. Wir machen uns weiter auf den Weg und wandern weitere fünfhundert Höhenmeter hoch.
Kurz vor dem Gipfel fühle ich mich wie ein Kleinkind, welches eigentlich schon längst ins Bett gemusst hätte und jetzt vollkommen überdreht. Das ist wirklich anstrengend.
Angekommen am höchsten Punkt machen wir eine wohlverdiente Pause. Schnell ein paar Fotos und ein paar Drohnenvideos gemacht und weiter gehts.
Als mein Handy auf einmal klingelt gehe ich dran und es erklingt ein Spanischer Mann, es ist der Hospitaliero der heutigen Unterkunft – er fragt nach ob es auch Vegetarier unter uns gibt. Ich bin total überwältigt. Eigentlich muss man hier nicht vorher anrufen, aber mit fünf Personen auf dem Lebaniego geht man quasi schon als Reisegruppe durch.. also melde ich mich vorab bei den Herbergen um sie zu informieren.
Nach dem Aufstieg kommt natürlich der Abstieg – um die Knie zu schonen laufe ich im chickenwalk und in schlangenlinien hinunter – sieht unglaublich beschissen aus, hilft aber unheimlich.
Unten angekommen warten die anderen wiedermal auf mich.. es gibt ein kleines Kiosk in dem wir Eis und Kaltgetränke erwerben können – HEAVEN.
Anschließend heißt es noch ein weiteres mal dreihundert Höhenmeter hoch zum Etappenziel.
Gegen vier Uhr steht die Sonne leider so hoch, dass wenn man einen Berg hoch wandert.. Schatten leider „aufgebraucht“ ist.. also: Zähne zusammenbeißen und hoch da! Ich habe ja tatsächlich gedacht es wird irgendwann mal leicher ABER NEIN die letzten Kilometer sind IMMER die schlimmsten.
Heute habe ich sogar das Glück einen Sonnenbrand im Gesicht zu haben und das obwohl ich mich zweimal mit Lichtschutzfaktor fünfzig eingecremt habe…
Zunächst einmal bin ich so im Tunnel, dass ich an der Herberge vorbei laufe. Also nochmal undrehen und auf die Suche machen. Als ich sie endlich entdecke kann ich meinen Augen fast nicht trauen.. eine wunderschöne private Herberge mit Terasse, Garten, Hunden, Bar und POOL.
Also: schnell umgezogen und rein ins Wasser – das Bergpanorama im Hintergrund und das kalte Wasser… jede Anstrengung des heutigen Tages verfliegt.
Da wir die einzigen Gäste sind können wir uns selbst aussuchen wann wir Abendessen wollen. Es gibt Tomatensalat mit Ziegenmozzarella, Risotto, selbstgemachte Pommes und Fleisch. Es ist einfach köstlich – dieser Flecken Erde kommt ganz weit nach oben in meiner inneren Lieblingsorteliste!
Im Wohnzimmer lassen wir den Tag mit mehr Rotwein und Gespräche übers Leben ausklingen.
Was ein Pilgerleben!
I had problems with those big dogs on the Via de la Plata, once there were two trying to stop me and running at me. I picked up rocks and waved my stick which slowed them down. When I got close they made a lot of noise again so I threw a rock towards one. He ran away and when I picked up another rock and raised my arm the other ran away. Nobody got hurt.
O.B.
lucky you! that scared me a lot… I called the other pilgrims to help me – but then he was gone ????????