Der letzte Tag gemeinsam wandern.. wie schnell die Zeit vergeht. Nach unserer stündlichen Morgenroutine verlassen wir mal wieder als die letzten um acht Uhr die Herberge. Wir habe sehr gut geschlafen und sind nach unserem Müsli gestärkt für die Etappe. Diese Etappe verläuft einige Stunden neben einer Hauptstraße, wir halten uns die Möglichkeit offen diese Strecke mit dem Bus zu überspringen und somit mehr Zeit in Bilbao zu verbringen.
Bei Morgendämmerung ist es im Gebirge besonders schön, der Nebel bedeckt die Berge und es hat etwas mystisches. Die erste Stunde laufen wir über Waldwege und kleine Sträßchen. Gegen 11 Uhr erreichen wir ein Dorf indem wir eine Kaffeepause machen und uns mit Tortilla Stärken. Im Anschluss laufen wir einige Zeit an der Straße. Den Plan, den Bus zu nehmen, haben wir verworfen als dieser uns von links überholte..
Ab Mittag brennt die Sonne auf unsere Haut, Schatten ist weit und breit keiner zu entdecken. Also: Zähne zusammenbeißen und weiter gehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit mündet der Weg endlich in einem Wald. Endlich Schatten. Hier laufen wir eine gute Stunde bergauf – auf einmal bemerkt meine Freundin, dass sie ihre Trinkflasche mit integriertem Filter verloren hat.. sie läuft zurück in den Wald um diese zu suchen – eine kleine Mittagspause für mich. Kurze Zeit später kommt sie mit der Flasche in der Hand zurück, ein anderer Pilger hat sie gefunden. Glück gehabt! Dinge verlieren können wir…
Als wir die letzten Höhenmeter endlich geschafft haben, blicken wir auf Bilbao herab. Ein wunderschöner Blick hinunter. Vorbei an Parks, Wohnblöcken und Ampeln erreichen wir nach ein paar Kilometer unserem Hostel. Endlich.
Ein freundlicher Mitarbeiter begrüßt uns und gibt uns eine Führung: Mehrbettzimmer für Frauen, Küche, Wohnzimmer etc. ich frage ihn ob es eine Möglichkeit des Wäschewaschen gäbe – als er mir erklärt, dass ich für nur fünf Euro all meine Wäsche gewaschen und getrocknet bekomme: bin ich begeistert. Dankend nehme ich den Deal an. Nachdem wir uns fertig gemacht haben, wollen wir uns die Stadt angucken. Ich lasse mir zuvor die sehenswertesten Stellen auf einer Karte markieren und frage nach guten Adressen zum Essen.
Wir gehen einige Meter in Richtung Zentrum, leider hat meine Freundin so starke Fußschmerzen, dass es ihr nicht möglich ist die geplante Sightseeingtour mit mir zu machen. Ich habe keine Lust an unserem letzten gemeinsamen Abend alleine die Stadt zu erkunden, die Stimmung ist getrübt.. als mir plötzlich eine Idee kommt: ein Fahrrad. Schnell suchen wir einen Verleih, ich laufe kurzerhand hin und liebäugle mit einem Lastenfahrrad „Das ist nur für Kinder geegnet„, sagt der Mann hinter dem Tresen. Okay, also das nicht. Dann entdecke ich ein Tandem – nachdem ich im Hostel angerufen habe ob es ok wäre, wenn wir das Fahrrad mit hinein nehmen würden, möchte ich den Deal abschließen. Als der Mitarbeiter mir sagt, dass es vierzig Euro kostet bleibt es mir fast im Halse stecken. Ich frage ob ich mich verhört habe: Vierzehn Euro? Nein.. leider habe ich mich nicht verhört. Hin han hin her.. entscheide ich mich für ein gewöhnliches Fahrrad für „nur“ zwanzig Euro. Mit meiner Errungenschaft radel ich zurück zu meiner Freundin. Tag gerettet.
Sie auf dem Drahtesel und ich barfuß neben her schlendern wir durch die Großstadt. Das Wetter meint es gut mit uns, die Stadt zeigt sich von seiner besten Seite. Nach circa zwei Stunden knurren unsere Mägen, wir verabreden uns mit einer weiteren Pilgerin in einem angesagten Viertel um gemeinsam Abend zu essen.
Meine Reiseführer-Eigenschaften lassen zu wünschen übrig, plötzlich sind wir am anderen Ende der Stadt. Planlos sein kann ich. Mit Hilfe von GPS und Tipps von Einheimischen laufen wir zum Treffpunkt. Leider durchqueren wir ein ziemlich heruntergekommenes Viertel, indem wir unangebracht von der Seite angesprochen werden. Wir sind halt doch in einer Spanischen Großstadt – schnell verlassen wir dieses und laufen zu einer Bar mit warmer Küche.
Das Essen ist wahnsinnig lecker und preiswert – des Weiteren haben sie hier eine große Auswahl an Gin. Ich bin begeistert. Auf dem Rückweg zum Hostel laufen wir über eine Kirmes, essen Churros und ich investiere mein Geld in ein Fahrgeschäft [that escalated quickly..].
Zufrieden kommen wir im Hostel an, wo meine frische Wäsche bereits auf meinem Bett wartet.
Kann bitte nicht einfach jeder Tag im Leben genau so sein? Voller Spaß, Anstrengung, Sonne, Tiefschläge und Höhepunkte…?
PS. heute haben wir 150km voll gemacht.. so verrückt!