Schweißgebadet wache ich auf – es ist dunkel – ein Mann links neben mir kröne ich innerhalb von Sekunden zum King of Snorkling wie können Menschen nur so laut schnarchen? Zwei Jahre im Nachtdienst zu arbeiten machen sich gerade bemerkbar – mein Schlaf hat sich verändert. Ich brauche Ruhe und habe leider einen leichteren Schlaf bekommen – die Zeiten in denen ich wie ein Stein ins Bett fallen kann und erst wieder erwecke wenn mein eigener Wecker klingelt sind vorbei.
Da ist noch etwas, ein Schmerz. Ich kenne diesen Schmerz, es ist mein Hals. Da bahnt sich doch nicht etwa eine Entzündung an? Wie schlecht kann ein Tag bitte starten? Ich weiß es nicht.
Schnell versuchen wir uns noch etwas zu stärken und machen uns auf den Weg. Diesmal sind wir quasi in der Rushhour, wir sehen viele Pilger um uns herum und haben die Wege wenig für uns alleine. Auf Empfehlung wollen wir es wieder einmal wagen eine Variante zu laufen, wir denken den Weg gefunden zu haben und laufen Richtung Küste. Nach einigen Metern kommen uns Pilger entgegen und auf Nachfragen müssen wir erkennen, dass wir abermals falsch abgebogen sind und quasi gerade zurück laufen.
Eine freundliche Spanierin nimmt uns wieder mit auf den richtigen Weg. Mit ihr laufen wir gemeinsam weiter und finden tatsächlich die Alternative. Dieser Weg hat mehr Höhenmeter aber ist auch deutlich schöner – er geht an der Küste entlang und Nordspanien zeigt sich gerade von seiner Besten Seite.
Wir machen eine kleine Pause mit einem atemberaubenden Blick über den Atlantik, als wir ein paar weitere Pilger begegnen und gemeinsam die Alternative laufen. Mittlerweile sind wir eine Gruppe aus fünf Frauen und drei Männern. Es macht Spaß endlich mit anderen Menschen in den Kontakt zu treten. Die ersten beiden Tage waren wir sehr mit uns beschäftigt und konnten uns nicht auf andere Menschen einlassen, jetzt ist das anders und wir genießen die Gesellschaft.
Angekommen in unserem Zielort Deba nach einer bezaubernden Wanderung, erfahren wir in der Touristeninformation, dass wir keine Betten mehr in der Stadt bekommen und die Herberge voll wäre. Damit habe ich so wirklich gar nicht gerechnet, dieser Kampf um die Betten. Wir finden uns damit ab und entscheiden uns Schlafplätze einen Ort weiter zu reservieren.
Wir gehen gemeinsam in die Stadt und genießen unser erstes Pilgermenü. Die Mittagspause ist heute erstaunlich gering ausgefallen und da tut das drei Gänge Menü einfach nur gut. Im Anschluss daran nehmen wir gemeinsam ein Taxi zum nächsten Ort, es regnet und wir sind erschöpft.
Angekommen in einer kleinen aber feinen Herberge in Izarbide Aterpetxea genießen wir wie jeden Abend unsere Wohlverdiente Dusche. Im Anschluss daran halten wir uns im Gemeinschaftsraum auf und führen tiefsinnige Gespräche – heute habe ich das erste mal wieder das Gefühl, dass der Camino Zauber ein wenig ankommt… viele der Pilger haben bereits einen Camino gemacht und sind hier auf der Suche nach diesem Zauber – ich habe den Zauber zwar heute noch nicht wieder gefunden aber bin ihm erstaunlich näher gekommen.