Wenn wir um 8 Uhr die Herberge verlassen müssen, dann stellen wir einen Wecker auf halb. Das war unsere Logik. Ist ja auch immer noch Urlaub. Gefühlt haben alle andern Pilger in der Herberge eine andere Meinung zu diesem Thema.. deshalb klingelte seit fünf Uhr morges ein Wecker nach dem anderen. Gegen sieben ist die Unruhe dann so groß, dass es gar nicht mehr möglich ist weiter zu schlafen. Also stehen wir auf, machen uns wiederwillig fertig. Ich habe eine Ganzkörper-Verspannung und meine Freundin Blasen an den Füßen – aber das hilf ja nichts, es muss ja weitergehen.
Zunächst einmal frühstücken wir an der Promenade mit Müsli, Mandelmilch und Wassermelone. Anschließend packen wir es an. Es geht durch die Altstadt von San Sebastián, aus dem Sightseeing-Plan von gestern ist nichts geworden – wir wollen raus aus der Großstadt. Mittlerweile ist es schon neun und wir haben ein Ziel vor Augen. Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite, wir laufen durch Wolken und die Sonne verbrennt uns nicht. Der Aufstieg heute beträgt ca. 500 Höhenmeter und zieht sich durch Wälder mit kleinen Blicken auf den Atlantik.
Nach einem einfachen Abstieg landen wir in einer Kleinstadt am Rio Oria, Orio, hier machen wir eine zwei Stunden lange Pause mit viel Essen, Yoga und Kaltgetränken. Als wir uns weiter auf den Weg machen erlauben wir uns noch ein Eis, denn die Sonne meint es mittlerweile leider nicht mehr so gut mit uns. Es sind 28 Grad und kein Schatten in Sicht. Diese fiesen letzten Kilometer…
Trotz Sonne und müden Muskeln kommen wir nach sechs Stunden an unserem Ziel Zarautz an. Nachdem wir nicht am Campingplatz übernachten konnten, da hier eine Herberge für Pilger im Umbau ist, versuchen wir unser Glück in der Alberge Publico – ein Schild mit der Aufschrift: completo full erschüttert uns.. auf Nachfrage empfehlt uns der Herbergsvater einen Ort weiter zu laufen (4 Kilometer). Da uns mehr oder weniger nichts übrig bleibt, gehen wir weiter. Auf Empfehlung wollen eine Alternativroute nach Getaria nehmen – leider merken wir erst nach einer Stunde, dass wir und immer weiter vom Meer entfernen. Mit Hilfe von GPS wird uns sehr schnell klar, dass wir auf dem Holzweg sind. Das Wetter schwingt um, es regnet zeitweise und die Beine werden schwacher. Anstatt den geplanten 20 Kilometer sind wir beinahe 30 km unterwegs. Auf den letzten vier Kilometern können wir per Anhalter eine Mutter mit ihren Kindern davon überzeugen uns mitzunehmen.
Angekommen in der Herberge sind wir froh einen Platz zum schlafen gefunden zu haben, es ist uns egal wie viel die Übernachtung uns kostet und dass wir zu viel Geld für Aufbackpizza bezahlen. Wir sind einfach froh ein Bett zu haben, die Füße hoch zu legen und eine warme Dusche zu genießen.
.. und dann sitze ich noch einmal für zehn Minuten draußen auf der Terrasse: Beobachte das Wetterleuchten, hören den Grillen beim zirpen zu, schaue zu den Sternen und l(i)ebe einfach.. und plötzlich ist wieder alles gut. Es sind die kleinen Dinge.
Gute Nacht.
Na dann bin ich ja Mal gespannt wie es so weiter geht und auf was ich mich dann einstellen kann wenn es dann bald losgeht. ????